Psychologie als eine auf Modelle angewiesene Angelegenheit ohne Taxonomie – eine Polemik

Ernst Pöppel und Eva Ruhnau


1. Das Problem: Wissenschaft ohne Taxonomie

Was soll man eigentlich von einer Wissenschaft halten, deren Gegenstand nicht bestimmt ist? Eine böswillige Antwort wäre, dass es sich gar nicht um eine „Wissenschaft“ handelt, eine gutwillige Antwort wäre, dass Wissenschaftler, die sich für etwas Bestimmtes interessieren, auf der ehrlichen Suche nach ihrem Gegenstand sind. Was ist dieses „Bestimmte“, auf das sich das Suchen bezieht?

Hier beginnt bereits die Schwierigkeit. Ist es die Sehnsucht nach Antworten auf die Frage, wie wir die Welt erkennen, wie wir also sehen und hören, und wie wir darüber denken, oder suchen wir Antworten auf Fragen, was mit Bewusstsein, Geist oder Seele gemeint sein könnte, oder geht es darum zu verstehen, wie das, was wir erleben, das Psychische, und das, was in unserem Gehirn geschieht, etwas Körperliches also, miteinander verflochten sind?

Doch dies sind noch nicht genug der Fragen:  Warum verhalten sich Menschen so, wie sie es tun? Was kann man über uns selbst von anderen Lebewesen erfahren, und was kann man von anderen Wissenschaften wie der Philosophie oder der Physik lernen? Dann tauchen Fragen auf, die ins Philosophische oder sogar Theologische hineinreichen:  Woher wissen wir eigentlich, wer wir sind, wie bestimmt sich also personale Identität? Hat das, was geschieht, einen Sinn?

Warum sind wir manchmal glücklich, dann aber auch unglücklich? Was sind die Gründe des Verrücktseins? Was bedeuten andere Menschen für uns, da wir doch immer in eine soziale Welt eingebunden sind? Was ist es also, das diese „Noch-Nicht-Wissenschaft“ ausmachen könnte?

Vermutlich von allem etwas, was aber, indem es nur aufgezählt wir, eine unbefriedigende Antwort wäre, trotz aller Versuche, die die Geschichte dieses Suchens ausmachen (Bacon, 1620; Boring, 1933; ; Cassirer, 1994; Darwin, 1872; Descartes, 1637; Eibl-Eibesfeldt, 1995; Fechner, 1860;  Fodor, 1983; Freud, 1932; James, 1890; LaMettrie, 1748; Pöppel, 1997, 2006; Searle, 1992; Skinner, 1974; Stevens, 1986; Tinbergen, 1956).

Der Grund für diese Undeutlichkeit, für die anhaltende Suche nach dem „Bestimmten“, ist das Fehlen einer verbindlichen Taxonomie von Funktionen (Pöppel, 1984, 1988, 1989).

Es fehlt eine klare Ordnung und Klassifikation dessen, worum es eigentlich geht. Die Biologie wurde zur Wissenschaft durch die Klassifikation der Lebewesen durch Carl von Linné, auf der dann Charles Darwin mit seiner Lehre von der Evolution des Lebendigen aufbauen konnte (Mayr, 2001), die Chemie durch das Periodensystem von Dmitri Iwanowitsch Mendelejew und Lothar Meyer, von der Physik mit ihren in mathematischer Sprache geschriebenen Gesetzen ganz zu schweigen (Feynman, 1965), doch was ist mit der Psychologie?

Man behilft sich mit Modellen (Pöppel et al., 1991). Dieser Behelf hat einen Reiz in sich, doch ersetzt dieser natürlich nicht die grundsätzliche Forderung nach Ordnungsprinzipien, wie sie für andere Wissenschaften gelten.

Welches sind nun diese Modelle, an denen wir uns orientieren, wobei bei deren Betrachtung immer an eine Forderung des Philosophen und Logikers Rudolf Carnap (1928) gedacht werden sollte, dass Modelle nämlich vier Kriterien gehorchen müssen: Modelle sollen „einfach, exakt, ähnlich und fruchtbar“ sein.

Es ist offenkundig, dass alle diese Forderungen für die Psychologie wie im übrigen für jede Wissenschaft schwer zu erfüllen sind. Das Problematische bezieht sich im wesentlichen auf die Forderung nach Ähnlichkeit; wenn der Gegenstand nicht klar bestimmt ist, zu was kann dann Ähnlichkeit hergestellt werden?

Die anderen Forderungen lassen sich zum Teil erfüllen, dass manche Modelle also durchaus exakt sein können, oder dass sie einfach sein können, wobei sie allerdings häufig zu einfach ausfallen; das Wichtigste und für die psychologische Forschung durchaus erfüllbar ist die Forderung nach Fruchtbarkeit.

In Modellen wird jeweils eine neue Perspektive auf einen Sachverhalt eröffnet, und so können Modelle aus verschiedenen Kontexten fruchtbar für die Entwicklung einer möglichen Taxonomie sein.

Welches sind also Modelle in der Psychologie, mit denen man sich befasst oder denen man auch ausgeliefert ist, indem man manchmal gar nicht hinterfragt, dass man tatsächlich in dem Kontext eines bestimmten Modells arbeitet?

Im Folgenden sei auf mehrere Modelle eingegangen, die teilweise historisch sind, aber dennoch in manchen Denkumgebungen die wissenschaftliche Arbeit bestimmen, für manche bei der Erklärung des Seelenlebens sogar allein bestimmend sind.

Natürlich kann hier der Bezug zu diesen Denkmodellen in den meisten Fällen nur stichwortartig sein, wobei die am Schluß Genannten von den  Autoren bevorzugt werden, da in ihnen die Grundlagen einer möglichen Taxonomie vermutet werden.


2. Philosophische Modelle

Die psychologische Forschung bleibt eingetaucht in ihre philosophische Tradition, wobei für das Verstehen zwei alternative Modelle eine entscheidende Rolle spielen, die als das „Leib-Seele-Problem“ bezeichnet werden, nämlich der Monismus und der Dualismus (Pöppel, 2006).

Erklärt sich das Mentale aus einem einheitlichen Prinzip, also monistisch, oder muss man zwei verschiedene Substanzen annehmen, das Geistige und das Körperliche, die im Menschen, vermutlich im Gehirn, interagieren oder zusammen geführt werden?

Wird also gleichsam Geistiges von unserem Gehirn eingefangen, wie es die dualistische Position annimmt, oder wird Geistiges unmittelbar durch neuronale Prozesse erzeugt?

In der Tradition psychologischen Denkens bezieht man sich hier auf René Descartes (1637), der als Dualist zwischen der „res extensa“, dem Körperlichen also, und der „res cogitans“, dem Geistigen, unterschied.

Es ist aus der Alltagspsychologie heraus bemerkenswert, dass wohl die meisten Menschen Dualisten sind, auch wenn man auf einer wissenschaftlichen Ebene argumentierend ein Monist sein müßte, und es ist auffällig, dass das dualistische Denken in der Medizin, speziell in der medizinischen Diagnostik und der Therapie, bestimmend ist, dass also Psychisches und Somatisches kategorial voneinander getrennt sind, ohne dass dies üblicherweise hinterfragt wird.

Denkansätze wie das Leib-Seele-Problem haben die unangenehme Eigenschaft, im Prinzip nicht überprüfbar zu sein, da die Nicht-Existenz von Sachverhalten, in diesem Fall eines relationalen Bezuges zwischen zwei angenommenen Substanzen, nicht beweisbar ist. Dennoch neigen die Autoren zur monistischen Position, und zwar in der besonderen Form eines pragmatischen Monismus oder auch empirischen Realismus.

Der Grund hierfür ist einfach, obwohl diese Grundposition auf logischer Ebene wiederum nicht beweisbar ist: Es läßt sich nämlich empirisch zeigen, dass jede mentale Funktion, die sich bestimmen läßt, auf Grund von Störungen oder Schädigungen des Gehirns verloren gehen kann.

Die interindividuelle Konstanz  von beobachtbaren Ausfällen, dass also beispielsweise Wahrnehmungsfunktionen, Erinnerungleistungen, emotionale Wertungen, Denkfunktionen bei Erkrankungen verloren gehen können, ist entscheidend für die Position des empirischen Realismus.

Die Störung der Funktion betrachten wir als ihren Existenzbeweis, und da die Störung an Strukturen des Gehirns, besser an raumzeitliche Muster neuronaler Prozesse gebunden ist, leitet sich hieraus der pragmatische Monismus ab.

Käme das Psychische aus einem anderen Bereich, der nicht mit dem Gehirn verbunden wäre, könnte es nicht verloren gehen (Luria, 1973; Nauta und Feirtag, 1986; Pöppel und Bao, 2010; Teuber, 1960; Zihl et al., 1983).

Den Autoren ist bewusst, dass eine Argumentation komplizierter sein kann, dass also nach einer Störung des Gehirns die Verbindung zu bestimmten Strukturen abgeschnitten ist, dass das Psychische die relevante und vielleicht noch intakte Struktur im Gehirn nicht mehr findet, doch auch dies wäre ein dualistisches Argument.

Bemerkenswert in der psychologischen Forschung ist, dass man es häufig mit impliziten dualistischen Denkweisen zu tun hat, dass also garnicht bewusst wird, dass eine gedankliche Trennung zwischen dem Geistigen und dem Körperlichen vorgenommen wurde.

So kann man feststellen, dass bei funktionalistischen Modellen, in denen es gleichgültig ist, wie Psychisches implementiert wird, eine dualistische Position eingenommen wird.

Wenn man argumentiert, wie im Rahmen der klassischen „Künstlichen-Intelligenz-Forschung“ geschehen, dass es möglich ist, Psychisches in Artefakten zu realisieren, den Geist gleichsam auf eine Festplatte eines Computers herunter zu laden, dass Psychisches also nicht an das menschliche Gehirn gebunden ist, dann handelt es sich um die erkenntnistheoretische Position des Dualismus (Searle, 1992).

Als pragmatischer Monist geht man von dem wirklichen menschlichen Gehirn aus, nicht von einer beliebigen technischen Möglichkeit einer Implementierung. Ein versteckter Dualismus kann auch dann vorliegen, wenn man unausgesprochen einen „Geist in der Maschine“ vermutet, der dafür sorgt, dass nach einem „top-down-Prozess“ bei psychischen Prozessen räumlich im Gehirn Getrenntes, also Unverbundenes miteinander so verbunden wird, dass die Einheit des Bewusstseins  möglich wird.

Wer oder was verbindet? Dies bleibt häufig als Frage im Hintergrund, der man nicht aus dem Wege gehen darf, die aber häufig umgangen wird.

Bei der Suche nach einer möglichen Taxonomie gehen wir von einer pragmatisch monistischen oder empirisch begründeten Position aus. Dies hat auch Konsquenzen dafür, welchem wissenschaftlichen Bereich man die Psychologie eigentlich zuordnen will.

Geht man von einem Monismus aus, dann gehört die Psychologie zu den Naturwissenschaften; eine dualistische Position würde die Psychologie in die Geisteswissenschaften eingliedern.

Mit diesem andersartigen „Dualismus“, der bedingt ist durch eine fehlende Taxonomie, hat die Psychologie in der Tat zu kämpfen, was ihre Außendarstellung betrifft: Andere wissen nicht so recht, womit man es eigentlich zu tun hat, denn manche Vertreter sehen sich eher dem naturwissenschaftlichen, andere eher dem geisteswissenschaftlichen Lager zugehörig.

Hiermit ist keine Wertung vollzogen, sondern soll zeigen, dass eine erkenntnistheoretische Position darüber entscheidet, welches Menschenbild eine Wissenschaft im Gesamtkonzert der Wissenschaften vertritt.

Während das erkenntnistheoretische Modell als philosophisches Modell in der Psychologie von grundlegender Bedeutung ist, gibt es jedoch weitere aus der Philosophie kommende Modelle, die die Forschung bestimmen, vor allem die kategorialen Modelle.

Seit Anbeginn philosophischen Denkens im westlichen Kulturkreis hat die Klassifikation des Geistigen eine zentrale Rolle gespielt, und diese Klassifikationen bestimmen unser Denken bis heute.

Vielleicht war Plato der erste, der mit der Formulierung von fünf Kategorien das Geistige zu ordnen versuchte; er unterschied das Seiende, Ruhe, Bewegung, Selbigkeit und Verschiedenheit. Mit diesen Kategorien klingen Konzepte an, die in der modernen Forschung über das menschliche Bewusstsein wesentlich sind:

Es ist immer ein „Etwas“ in seiner Identität, das im Bewusstsein repräsentiert wird, und die zentrale Frage ist, wie es unser Gehirn schafft, dieses „Etwas als Etwas“, das als Seiendes gegeben ist, zu konstruieren.

Damit ist auch das platonische Konzept der „Selbigkeit“ angesprochen; diese „Selbigkeit“ denken zu können setzt voraus, dass es „Verschiedenheit“ gibt, womit man zu einer zentralen Frage der Hirnforschung gelangt, wie nämlich Unterschiede von Erlebnissen wie Wahrnehmungen im menschlichen Gehirn überhaupt bestimmt werden können.

Wie ist es möglich, Gesicher zu unterscheiden, oder unterschiedliche Gerüche, Sprachlaute oder Denkinhalte zu erkennen? Die platonischen Kategorien von Ruhe und Bewegung werden von der psychologischen Forschung insofern behandelt, als man unterschiedliche Prozesse des Bewegten und des Stationären feststellt (Pöppel et al., 1973, 2010).

Ohne dass sich der moderne Forscher auf Plato beziehen muss, wird hier deutlich, dass eine introspektive Betrachtung dessen, was in unserem Bewusstsein vorgeht, zu ähnlichen Kategorien führt, was Vertrauen in die Verläßlichkeit der Denkwerkzeuge über die Zeiten hinweg stiften sollte.

Eine ausführlichere Liste von Kategorien wurde von Aristoteles gegeben, und seine zehn Kategorien stellen einen pragmatischen Rahmen bereit, der auch heute noch für die empirische Forschung nützlich ist.

Etwas Gegebenes, die Substanz, ist gekennzeichnet durch das, was es ist; dies stellt wiederum die Frage nach der Identität des Wahrgenommenen oder des Gedachten. Was immer gegeben ist, ist durch Quantität und Qualität gekennzeichnet, also in einer bestimmten Intensität repräsentiert, aber auch durch Verschiedenheit gekennzeichnet.

In der Tradition der Psychologie spielt die „Psychophysik“ eine entscheidende Rolle (Boring, 1933; Fechner, 1860; Helson, 1964; von Helmholtz, 1896; Stevens, 1986), wie sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde, und hier ging es im wesentlichen darum, eine Relation (die vierte aritotelische Kategorie) zwischen der Intensität, also der Quantität, physikalischer Reize und deren subjektiver Repräsention herzustellen.

Hierbei musste notgedrungen die dritte aritotelische Kategorie, nämlich der qualitative Unterschied zwischen Dingen oder Sachverhalten, vernachlässigt werden.

Die weiteren Kategorien des Aritoteles sind Ort und Zeit, dass also Gegebenes immer irgendwo und irgendwann ist.

Es ist bemerkenswert, dass in der modernen Forschung sehr viel Energie auf die Kategorie des Ortes gelegt wird (Bao und Pöppel, 2007; Chen, 2005;  Kohler, 1951;), während die Kategorie der Zeit vernachlässigt wird (Heidegger, 1927; Pöppel, 1971, 1997, 2009, Pöppel und Ruhnau, 1998, Ruhnau, 1997; Ruhnau und Pöppel, 1991).

Weitere Kategorien sind bei Aritoteles die Lage, das Haben, das Tun und das Erleiden, wobei die letzt Genannten einen sehr viel stärkeren Ich-Bezug haben.

Dies bildet sich in der modernen Psychologie insofern ab, als dass manche Forscher sich stärker auf „die Welt um uns“ konzentrieren, und wie diese im Bewusstsein repräsentiert ist (mit Bezug auf die erst genannten aristotelischen Kategorien), während andere Forscher stärker an „der Welt in uns“ arbeiten. Insbesondere die Kategorie des „Tuns“ ist neuerdings von besonderer Wichtigkeit, dass man nämlich das Mentale aus der Aktion oder dem Handeln heraus zu deuten versucht (Pfeifer und Bongard, 2007).

Auch die aristotelischen Kategorien lassen erkennen, dass es wenig Neues unter dem Himmel gibt, dass also bereits in der antiken Philosophie jene Themen benannt wurden, die noch heute „Handlungs-leitend“ sind, ohne sich jeweils explizit darauf zu beziehen.


3. Topographische Modelle

Es ist offenbar eine Eigenart des menschlichen Geistes, Ortszuweisungen vorzunehmen, um damit etwas zu erklären. Wenn man weiß, wo etwas ist, dann meint man bereits, es verstanden zu haben.

Solche topographischen oder auch topologischen Modelle sind aus der Geschichte der Psychologie nicht wegzudenken, und sie haben auch heute ihre Bedeutung nicht verloren; ganz im Gegenteil bestimmen sie das Tagesgeschäft der empirischen Forschung, wenn bildgebende Verfahren zu Erklärung psychischer Prozesse eingesetzt werden (Chen, 2005; Frost und Pöppel, 1976; Pöppel, 2005; Pöppel und Harvey, 1973; Singer et al., 1977; Zeki, 1973; Zhou et al., 2010).

Man kann sich fragen, warum es diesen tiefen Glauben an die Erklärungskraft von Orten gibt, die jeweils etwas Bestimmtes repräsentieren. Vermuten kann man, dass unser evolutionäres Erbe uns hier einen Streich spielt, dass nämlich das Wissen des „wo etwas ist“ für das Überleben notwendig war.

Es besteht offenbar eine Sehnsucht, einzelne psychische Prozesse jeweils irgendwo im Gehirn zu verankern.

Eine besondere Blüte entfaltete diese Denkweise vor etwa 200 Jahren, als in der sogenannten Phrenologie versucht wurde, einzelne Merkmale einer Person aus der besonderen Form des Schädels zu erschließen (Pöppel, 2006).

Hier lag die Vermutung zu Grunde, dass im dahinter liegenden Gehirn bestimmte Eigenschaften mit neuronale Strukturen korreliert seien, die zur Verwölbung des Schädels führen, und die man dann von außen ertasten kann.

Diese elegante Methode der Persönlichkeitsdiagnostik mag heute verwunderlich erscheinen, wer aber läuft nicht in die Falle, jemandem ein hohes Maß an Geistigkeit bei einer hohen Stirn zuzuschreiben?

Was in der Phrenologie eine besondere Rolle spielte, und was bis heute ein ungelöstes Problem bleibt, ist die Frage, was eigentlich eine Funktion ist. Interessiert man sich für die Persönlichkeit eines Menschen, dann ist man an komplexen Funktionen interessiert, und in der Tat war man der Meinung, dass Funktionen hoher Komplexität in umschriebenen Bereichen des Gehirns lokalisiert sind oder sein können. Befreit hat man sich von dieser Idee immer noch nicht, denn es ist eine der typischen Fragen, der man häufig auch unter Fachleuten begegnet, wo denn der Sitz des Bewusstseins, des Ichs, der Religiosität, des moralischen Verhaltens, der Empathiefähigkeit oder einer Kaufentscheidung sei.

Man kann sogar sagen, dass dies eine der zentralen Fragen überhaupt ist, die heute die Psychologie bewegt, verführt durch die Verfügbarkeit moderner Technologie, insbesondere der funktionellen Kernspintomographie (fMRT).

Es ist nicht ungewöhnlich, sich bei dieser Form der „Neo-Phrenologie“ auf bestimmte Orte im Gehirn zu konzentrieren, um deren funktionelle Bedeutung aus den Daten zu extrahieren. Experimentell wird dann häufig, wenn auch nicht immer, so vorgegangen, dass die neuronale Aktivierung in zwei experimentellen Situationen miteinander durch Subtraktion der Aktivierungsmuster verglichen wird (Gutyrchik et al., 2010; ).

Es ist nun statistisch und mathematisch einleuchtend, das bei einer Subtraktion von Aktivierungsmustern dann, wenn die einzelnen Komponenten, die das Muster ausmachen, nicht von gleicher Intensität sind, immer ein Areal übrig bleiben muss, dass die größte Differenz bei der Aktivierung hatte.

Man ist dann versucht zu sagen, dass dieser Ort verantwortlich ist für eine bestimmte Funktion, und man hat damit vom raumzeitlichen Muster der neuronalen Aktivierung abstrahiert, wobei aber möglicherweise das Muster als Ganzes für die Funktion verantwortlich war.

Zugrunde liegt häufig der recht banale Denkfehler, nicht zwischen „notwendig und hinreichend“ zu unterscheiden. Bestimmte Areale im Gehirn mögen notwendig sein, um bestimmte Funktionen zu generieren, aber sie müssen hierfür nicht alleine verantwortlich sein; es fehlt der hinreichende Grund für diese Annahme.

Dass dieses Problem von besonderer Brisanz ist, ergibt sich zusätzlich aus der Tatsache, dass neuronale Strukturen auf anstrengungslose Infomationsverarbeitung konditioniert sind.

Das meiste des psychischen Geschehens wird anstrengungslos vollzogen, was bedeutet, dass Gehirne ökonomisch arbeiten, also mit minimalem Aufwand ein Optimum an Leistung zu erbringen suchen. Gerade diese Beobachtung wird durch die modernen Studien der Neuro-Ökonomie belegt (Pöppel, 2010).

Dieser Sachverhalt hat aber bei dem genannten Subtraktionsverfahren die Konsequenz, dass Wichtiges, was anstrengungslos vollzogen wird, durch die Methode beseitigt wird. Und dies alles geschieht, weil man auf der Suche nach dem besonderen Ort ist, der für eine Erklärung benötigt wird. Die Ortsanfälligkeit des Denkens führt also zu möglichen Artefakten in der Erklärung psychischer Prozesse.

Andererseits aber auch betont werden, dass es diese Ortszuweisungen in der Tat gibt, aber auf einer sehr viel einfacheren Ebene, bei weniger komplexen Funktionen. Wenn man sich fragt, wie eigentlich die visuelle Welt um uns in unserem Gehirn repräsentiert ist, dann weiß man seit langem, dass dies topographisch korrekt, oder besser topologisch wohlgeordnet, geschieht (Nauta und Feirtag, 1986).

Man spricht in diesem Fall von „Retinotopie“. Das bedeutet, dass die Koordinaten der visuellen Welt, wie sie sich nach geometrischen Prinzipien auf der Netzhaut des Auges, der Retina, abbilden, bei der Repräsentation des Gesichtsfeldes in der Großhirnrinde, dem Neocortex, erhalten bleiben. Man muß aber hinzufügen, dass bei der weiteren Verarbeitung der visuellen Information die Retinotopie verloren geht, und die neuronalen Prozesse vom Ort des Geschehens abstrahieren (Pöppel, 1997).

Die topologischen Abbildungen gelten mit Ausnahme des Riechsystems, das anderen anatomischen Prinzipien gehorcht, auch für die anderen sensorischen Systeme und für das motorische System; die Körperoberfläche ist somatotop, das Frequenzspektrum von Tönen tonotop in corticalen Strukturen repräsentiert, doch stets gilt, dass diese einfache Topographie verloren geht, wenn es zu weiteren Verarbeitungsstufen kommt.

Das Gehirn strebt nach Abstraktion; Grundprinzip der neuronalen Informationsverarbeitung ist, sich von dem unmittelbar Gegebenen, das mathematisch oder physikalisch als Koordinatensystem relativ einfach beschreibbar ist, zu befreien, doch welches die Zielrichtungen dieser Abstraktionsprozesse sind, dies ist die wissenschaftliche Herausforderung, der es sich zu stellen gilt.


4. Psychophysische Modelle

Es mag bereits deutlich werden, dass die einzelnen Modelle, die in der Psychologie eingesetzt werden, nicht voneinander unabhängig sind. Sie repräsentieren jeweils unterschiedliche Perspektiven auf das Psychische.

Dies gilt auch für das psychophysische Modell, auf das man sich jedoch auf Grund seiner verschiedenen Ausprägungen in der Mehrzahl beziehen sollte.

Die Ausgangsüberlegung ist hier wie bei anderen Modellen wiederum recht einfach: Wenn es richtig ist, dass sich „die Welt um uns“ mit relativ einfachen physikalischen Regeln beschreiben läßt, wie es zumindest die klassische Physik nahelegt, dann sollte man für die Grundlagen des Psychischen nach jenen Regeln suchen, die das physikalisch Beschreibbare auf der Ebene des Erlebens abbilden.

Man geht also nicht von psychischen Prozessen aus, die sich phänomenologisch beschreiben lassen, sondern man geht von der physikalischen Beschreibung der Welt aus, und untersucht, wie sich Sachverhalte der so beschriebenen Welt in der subjektiven Erfahrung widerspiegeln (Stevens, 1986).

Eine implizite Annahme dieses Modells ist natürlich, dass sich „die Welt um uns“ mit physikalischen Regeln vollständig beschreiben läßt. Eine weitere Annahme ist, dass sich auch das psychische Repertoire nach diesem Verfahren vollständig beschreiben läßt. Für beide Annahmen des psychophysischen Modells gilt, dass sie natürlich nicht tragfähig sind, was aber über die Fruchtbarkeit dieses Modells nicht hinweg täuschen sollte.

In der Tat konnten außerordentlich interessante psychophysische Gesetze formuliert werden, die in dem „Potenzgesetz“ gipfelten. Auf die Fruchtbarkeit dieses und eines weiteren Gesetzes sei besonders hingewiesen.

Ein Begründer der Psychophysik war Gustav Theodor Fechner (1860), nach dem sogar ein Gesetz benannt wurde, dass nämlich die Intensität einer Empfindung dem dekadischen Logarithmus einer physikalisch bestimmbaren Reizintensität entspricht.

Worauf es uns hier aber besonders ankommt, ist eine seiner theoretischen Annahmen, dass nämlich Psychisches sich quantitativ in dem Sinne beschreiben läßt,  dass die Stärke einer Wahrnehmung sich aus der Addition elementarer psychischer Quanten ergibt.

Die Bausteine des Seelenlebens sind also diskrete Elemente, die jeweils aus dem Fluß der sensorischen Reizung extrahiert werden, und die dann additiv verbunden werden.

Dies mag zunächst verwunderlich erscheinen, doch zeigen moderne Ergebnisse insbesondere im Bereich der zeitlichen Verarbeitung von Reizen, dass diese nicht kontinierlich erfolgt, sondern quantisiert mit diskreten Verarbeitungsschritten (Atmanspacher und Ruhnau, 1997; Bao et al., 2010; Madler und Pöppel, 1987; Mates et al., 1994; Pöppel, 1970, 2009; Pöppel et al., 1990; Ruhnau 1997; Ruhnau und Pöppel,1991).

Dieses Problem, ob Informationsverarbeitung im Gehirn ein kontinuerlicher oder ein zeitlich diskreter Prozeß ist, ist durch die Psychophysik begründet worden und bisher nicht hinreichend beantwortet.

Besonders hervorheben muss man vor allem das Potenzgesetz der Psychophysik, das universelle Bedeutung hat, und bei dem man von einem „Wunder der Natur“ sprechen kann.

Dieses Gesetz besagt, dass jedes psychische Erleben, das sich nach Intensität skalieren läßt, und dies gilt für nahezu alles, was psychisch repräsentiert ist, sich durch eine sehr einfache mathematische Formel beschreiben läßt:

Die psychische Intensität ist proportional der physikalischen Intensität eines Reizes hoch einem empirisch zu bestimmenden Exponenten (Stevens, 1986). Wenn man dieses Gesetz umformuliert, um die Aussage dann graphisch einfacher darstellen zu können, gilt:

Der Logarithmus einer psychischen Intensität ist proportional dem Logarithmus einer physikalischen Intensität multipliziert mit dem empirisch bestimmten Faktor, der im Potenzgesetz dem Exponenten entsprach.

Bei der graphischen Darstellung in einem doppelt logarithmischen Koordinatensystem zeigt sich nun, dass alle Beziehungen sich als Geraden ausdrücken lassen, die sich nur durch den Steigungswinkel unterscheiden, und dieser Steigungswinkel liegt für alle bisher gemessenen Funktionen zwischen 0.3 und 3; der Faktor 0.3 gilt beispielsweise für die Beurteilung von Helligkeit, der Faktor 3 für die Beurteilung von Schmerz.

Dieses Gesetz zeigt, dass es auch in der Psychologie mathematisch formulierte Gesetze gibt. Hinzuzufügen ist jedoch, dass sie nur einen Teilbereich des Psychischen erfassen.

Die wesentliche Einschränkung dieser Modelle ist, dass sie offenkundig den qualitativen Aspekt psychischen Erlebens vernachlässigen müssen. Sie sind im eingangs genannten Sinne von Carnap einfach, und damit ist diese Modellforderung erfüllt, aber hier gilt auch eine Warnung von Albert Einstein, dass sie auch „zu einfach“ sein können.


5. Linguistische Modelle

Es gibt eine berühmte These des Philosophen Ludwig Wittgenstein aus seinem Tractatus Logico-Philosophicus (1921), die lautet: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“

Mit dieser These wird impliziert, dass alles Psychische sich auch sprachlich abbildet; was sich in der Sprache nicht abbildet, bleibt unzugänglich und ist somit auch nicht modellierbar. Das linguistische Modell ist ohne Frage außerordentlich mächtig und bestimmt vielerorts die Landschaft psychologischer Forschung.

Mit dem linguistischen Modell stehen wir auch in der Tradition des Rationalismus, der das moderne Denken dominiert.

Im „Discours de la méthode“ (1637) formuliert wiederum René Descartes Regeln des Denkens, wobei in diesem Zusammenhang die erste Regel bedeutsam ist, nämlich Probleme klar und deutlich zu formulieren, wenn man sie behandeln will, also explizit verfügbar zu machen, und dies geschieht üblicherweise in der Sprache.

Als späte Folge dieses Denkens kann die „klassische Künstliche Intelligenzforschung“ angesehen werden, in der eine Algorithmisierung des Psychischen auf der Grundlage verbaler Äußerungen möglich erschien, was sich dann aber als Irrtum erwies.

Was mag der Grund für die Attraktivität des linguistischen Modells sein? Offenbar haben Menschen ein unmittelbares Bedürfnis nach Reduktion von Komplexität  (Ripppl und Ruhnau, 2002), und eine erfolgreiche Komplexitätsreduktion ist dann gelungen, wenn man einen Begriff identifiziert hat.

Diese Ontologisierung der Welt führt dann zu einem „Zoo“ von Begriffen, und man steht in Gefahr, will man Modelle des Psychischen oder sogar eine Taxonomie entwickeln, dass man in eine Sprachfalle gerät. Indem man einen Begriff entwickelt hat, ist damit noch nicht der dahinter liegende neuronale Prozeß erfaßt, da es bei der Entwicklung von Begriffen in erster Linie um die Kommunikation von Sachverhalten geht, die naturgemäß in expliziter Sprache stattfindet, dabei aber viele intervenierende Variable des dahinter liegenden generierenden Prozesses unterschlagen werden.

Im linguistischen Modell muss also aus sekundären Gründen, wegen der begrifflichen Beschreibung der Welt und deren Kommunikation, auf Wichtiges verzichtet werden, was das Psychische ausmacht.

Und man wird des weiteren in die phrenologische Falle gelockt, nämlich nach der Lokalisation von sprachlich fixierten psychischen Inhalten zu suchen. Trotz dieser offenkundigen Einschränkungen muss aber betont werden, dass das linguistische Modell ein beherrschendes Paradigma der Psychologie darstellt (Poeppel und Hickok, 2004).

Zu den linguistischen Modellen sind auch jene zu rechnen, die mit Hilfe von statistischen Verfahren aus Daten, die mit Fragebögen erhoben werden, Strukturen des Psychischen zu bestimmen suchen. Bei der Beschreibung von Persönlichkeitsstrukturen mit Hilfe solcher Questionnaires hat sich ergeben, dass letzten Endes nur fünf Merkmale erforderlich sind, um jemanden zu charakterisieren;

dies sind die sogenannten „Big Five“, nämlich Extraversion, emotionale Stabilität oder Labilität, Friedfertigkeit oder Aggressivität, Offenheit und schließlich Zuverlässigkeit oder Fleiß. Es ist erstaunlich, dass diese Faktoren offenbar für alle Kulturen gelten, dass sich also sprachlich abbildbar und durch Befragung feststellbar stets ein gleiches Grundmuster finden läßt, das für alle Menschen gilt.

Die Begriffe zeigen aber bereits, dass hier auf einer sehr groben Granularitätsebene operiert wird, und dass für die Entwicklung einer Taxonomie psychischer Funktionen die einzlnen Faktoren ihrerseits zerlegt werden müssen.

Eine weitere Einschränkung für die Gruppe der linguistischen Modelle, die von einer expliziten Wissensrepräsentation ausgehen, ergibt sich aus anderen Erkenntnissen der Psychologie und Neurowissenschaften, dass es neben dem expliziten Wissen weitere Wissensformen gibt, nämlich das implizite und das bildliche Wissen, die für das Verständnis des Psychischen mindestens genau so wichtig sind  (Pöppel und Bao, 2010).

Nicht alles im menschlichen Erleben bildet sich explizit in der Sprache ab; man kann sogar argumentieren, dass dies eher der geringere Anteil des menschlichen Seelenlebens ist.

Beispielsweise zeigen Studien zum episodischen Gedächtnis, wie wichtig bildliche Erinnerungen im menschlichen Erleben sind, etwa im Hinblick auf die Konstruktion der personalen Identität und ihres Erhalts, doch der Inhalt dieses piktoralen oder allgemeiner sensorischen Gedächtnisses entzieht sich meist der präzisen sprachlichen Abbildung.

Entsprechendes gilt für das implizite Wissen, das häufig Handlungs-bestimmend ist, aber nicht der bewußten Kontrolle unterliegt. Häufig gilt der Satz: „Ich weiß nicht, dass ich weiß“ (Pöppel, 2006).


6. Phänomenologische Modelle

In philosophischen Diskursen wird unter anderem die Frage erörtert, was eigentlich Merkmale des Mentalen sind (Searle, 1992), und als Antwort werden auf der Grundlage einer phänomenologischen Analyse solche Charakteristika genannt, wie:

Mentales ist bewusst, intentional (jeweils auf Inhalte bezogen), kausal (in die Welt hinein wirkend), sozial (auf andere bezogen), antizipativ (Ziele vorweg nehmend und auf deren Erfüllung warten könnend),

und manches andere mehr, aber Mentales ist vor allem subjektiv. Jeder psychische Akt ist immer an eine Person gebunden, und es gibt keine Möglichkeit, trotz aller empathischen Versuche, in das Subjektive eines anderen Menschen einzudringen. Insofern ist jedes Individuum eine Besonderheit, und auf Grund der hohen Komplexität der molekularen und neuronalen Prozesse in einem individuellen Gehirn damit eine Singularität im Universum.

Wenn dem so ist, verbietet sich dann nicht zwangsläufig der Versuch, allgemein gültige Modelle zu formulieren oder gar eine Taxonomie des Mentalen zu entwickeln, die über die Individualität hinausweisen?

Es muss immer einen unerklärbaren Rest geben, wenn man von dieser Ebene der Betrachtung ausgeht. Dennoch kann man versuchen, von dieser Tatsache zu abstrahieren, denn andererseits gilt auch, dass Menschen trotz aller individuellen Ausprägungen sich in vielen Merkmalen entsprechen. Offenbar gibt es neben individuellen Spezifika anthropologische Universalien, die für alle Menschen gelten, denn sonst wäre von vorne herein jegliche Art der Kommunikation unmöglich.

Im kommunikativen Akt beziehen sich verschiedene Menschen auf den gleichen Sachverhalt, was voraussetzt, dass man im psychischen Repertoire eine gemeinsame Perspektive teilt.

Dass es solche gemeinsamen Bezüge gibt, läßt sich mit den verschiedenen phänomenologischen Modellen deutlich machen. Hierbei kann man aus dem Rahmen der psychologischen Forschung heraustreten und in andere soziale Welten eintauchen (Ruhnau et al, 2000).

Eine solche andere Welt ist beispielsweise die Ökonomie, und man kann sich fragen, welche Landkarten der Bedürfnisse es eigentlich gibt (Pöppel, 2010). Man prüft bei einem solchen ökonomischen Modell, was es alles gibt, was zur Befriedigung der Bedürfnisse beiträgt und erhält somit einen Katalog dessen, was Menschen brauchen, oder glauben zu brauchen, und was sie bewegt. Hierbei zeigt sich dann, dass es Hierarchien von Bedürfnissen gibt, mit jenen an der Basis, die grundlegende biologische Bedürfnisse repräsentieren.

Es ist das ökonomisch motivierte Handeln, das zu einem phänomenologischen Modell führt, und überspitzt kann man sagen, dass der Aufbau eines Kaufhauses die Struktur eines psychologischen Modells wiedergibt.

Ein anderes phänomenologisches Modell ist an den Künsten orientiert (Rentschler et al., 1988).

Man kann prüfen, welche Künste es eigentlich gibt, und welches die Inhalte sind, die jeweils in den einzelnen Künsten behandelt werden. Auch hier zeichnet sich, aber in anderer Weise, als beim ökonomischen Modell, eine Landkarte dessen ab, was Menschen bewegt.

Es ist auffällig, dass sich aus allen primären Sinneserfahrungen künstlerische Trajektorien entfaltet haben, und dies unabhängig von der jeweiligen Kultur (Pöppel, 2006).

Da dies der Fall ist, muss man akzeptieren, dass in jeder Taxonomie des Psychischen sensorische und motorische Erfahrung eine fundamentale Rolle spielen.

Sowohl das ökonomische Modell als auch das Modell der Künste stellen implizite Szenarien dar, in denen sich psychische Phänomene Ausdruck verschaffen. Es war der Philosoph Ernst Cassirer, der in seiner „Philosophie der symbolischen Formen“ darauf hingewiesen hat, dass das Geistige stets nach Ausdruck strebt, und einen solchen Ausdruck in der Kunst, in der Sprache, aber auch im Mythos oder der Religion, und auch in der Technik findet.

So erlauben diese Szenarien des Ausdrucks die Erstellung von Katalogen, in die die psychischen Bausteine des Erlebens eingetragen sind. In einer möglichen Taxonomie des Psychischen müssen diese dann angemessen repräsentiert sein.

Doch man stößt auf weitere phänomenologische Modelle, die sich aus der Betrachtung des eigenen Erlebens oder der Analyse psychischer Prozesse bei anderen ergeben.

Besonders attraktiv scheinen Schichtenmodelle zu sein, in denen eine hierarchische Beziehung angenommen wird, etwa mit solchen Schichten wie des Anorganischen, des Lebens, des Geistes und der Seele, wie es der Philosoph Nicolai Hartmann (1940) getan hat.

Ein besonderes Schichtenmodell hat Sigmund Freud (1932) entwickelt, dessen Einteilung in das Es, das Ich und das Über-Ich zum Allgemeinwissen geworden ist. Berühmt ist sein Satz, dass „wo Es war, Ich werden soll“, dass wir also bestrebt sein sollen, das Unkontrollierte unter eine willentliche Kontrolle zu bringen.

Es ist auffällig, dass in vielen Bereichen der Psychologie dieses Modell die Richtschnur des Denkens und Handelns geworden ist; man muß jedoch auf das Problem hinweisen, dass das psychoanalytische Modell trotz seiner für manche überzeugenden Eingängigkeit vor allem auch wegen seiner überzogenen Einfachhheit nicht geeignet ist, als allgemeinen Grundlage einer Beschreibung psychischen Prozesse zu dienen.

Es liefert eine besondere Perspektive, verschließt aber den Zugang zu einer umfassenden naturwissenschaftlchen Betrachtung psychischer Prozesse wie der Wahrnehmung, von Gedächtnisprozessen oder auch der emotionalen Wertungen, obwohl gerade diese im Zentrum des psychoanalytischen Modells stehen.

Eine besondere Klasse der phänomenologischen Modelle bilden die Tiermodelle (Darwin, 1872; von Holst, 1969; Lorenz, 1943; Skinner, 1981; Tinbergen, 1956; von Uexküll, 1973).

Im Rahmen der ethologischen Analyse des Verhaltens werden Merkmale beschrieben, die als homolog zu menschlichem Verhalten gelten können; die Ähnlichkeit betimmter Verhaltensaspekte muß also über eine bloße Analogie hinausgehen.

Dieser Ansatz hat sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen, denkt man nur an die Untersuchung des visuellen Systems. Studien an nicht-menschlichen Primaten liefern auch Einblicke in das visuelle System des Menschen, für das beispielsweise Voraussagen gemacht werden konnten wie das sogenannte Blindsehen, also visuelle Reize ohne eine bewußte Repräsentation verarbeiten zu können (Pöppel et al., 1973).

Befunde an Versuchstieren motivierten erst die Suche nach äquivalenten Leistungen im Menschen. Experimentell geht man meist so vor, dass zunächst eine homologe Verhaltensweise bei Tier und Mensch bestimmt wird, wie bei der visuellen Wahrnehmung etwa das Sehen von Farben, und man untersucht dann auf der neuronalen Ebene die Prozesse am Tiermodell. Die experimentelle Herausforderung ist, Verhaltensweisen auf einer Granularitätsebene, also mit geringerer oder höherer Komplexität, zu bestimmen, die dann auf der neuronalen oder auch molekularen Ebene weiter verfolgt werden können.

Ein positives Beispiel ist auch die Identifizierung der neuronalen Grundlagen des Lernens, die sich bereits bei sehr einfachen Tiermodellen untersuchen lassen. Das ethologische Modell stößt natürlich dann an seine Grenzen, wenn sich keine homologen Verhaltensweisen an Tiermodellen identifizieren lassen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die menschliche Sprache (Poeppel und Hickok, 2004).

Einzelne Komponenten der Sprache lassen sich vielleicht im Tiermodell simulieren, wie Aspekte der phonetischen oder auch der lexikalischen Kompetenz, doch scheinen syntaktische oder semantische Kompetenz, die uns erst zu sprachfähigen Wesen machen, dem Menschen vorbehalten zu sein.

Zur Klasse der phänomenologischen Modelle gehören auch die technologischen Modelle, das heißt die Versuche, Psychisches in Artefakten zu simulieren (Pfeifer und Bongard, 2007).

Es werden Phänomene des Psychischen identifiziert, für die dann technische Implementierungen gesucht werden. Ausserordentlich erfolgreich sind Lern-Algorithmen oder auch solche der automatischen Mustererkennung oder der Speicherung von Information, die weit über die menschlichen Möglichkeiten hinausgehen.

Es ist aber deutlich, dass immer sehr eingeschränkte Teilmengen des menschlichen Geistes heraus gegriffen werden müssen, um sie einer technologischen Lösung zuzuführen. Alle Versuche, eine „ganzheitliche“ Lösung zu finden, also den menschlichen Geist als Ganzes zu simulieren, sind gescheitert.

Ob dies immer so bleiben wird, ist allerdings eine offene Frage, denkt man an die faszinierenden Entwicklungen in der Robotik, die ganz andere Ansätze verfolgen, indem beispielsweise auf die Algorithmisierung einzelner Komponenten der menschlichen Intelligenz verzichtet wird.

Mit dem Begriff der „Intelligenz“ ist bereits das entscheidende Stichwort gefallen, dass man bei technologischen Modellen nämlich im wesentlichen versucht, intelligentes Verhalten zu simulieren. Dass sich das Mentale aber nicht in „Intelligenz“ erschöpft, sollte auch selbstverständlich sein, welche Definition der Intelligenz man auch immer bevorzugt.

So zeigt sich, dass eigentlich alle Modell-Bereiche, philosophische, topographische, psychophysische, linguistische oder phänomenologische Modelle jeweils ihre eigene Faszination haben, dass sie aber jeweils selektive Perspektiven ausmachen und damit notgedrungen nur einen Ausschnitt des Psychischen repräsentieren, der im Rahmen der gewählten Perspektive sichtbar wird.

Diese Einschränkung gilt auch für die noch zu erwähnenden Modelle, nämlich das evolutionäre und das neuropsychologische Modell, die beide durch ihren biologischen, speziell neurobiologischen Bezug gekennzeichnet sind.


7. Das evolutionäre Modell

Bei der Betrachtung von Lebensprozessen und, wie sich zeigen wird, auch von Er-Lebensprozessen ist es nützlich, weit in die Evolution zurück zu gehen und sich der Frage zu widmen, welches eigentlich die Grundprinzipien des Lebens bereits auf den einfachsten Stufen des Lebens sind, wobei wir uns hier auf den Aspekt des „Verhaltens“ konzentrieren wollen.

Das überraschende Ergebnis ist, dass sich bei allen Lebewesen unter einer bestimmten Perspektive jeweils entsprechende Prinzipien erkennen lassen. Welches ist diese Perspektive? Stellt man sich die Frage, welches Prinzip für einen Organismus absolut notwendig ist, so wird man zu der Antwort geführt, dass es sich um die Regulation der Homöostase handelt.

Jeder Organismus versucht zur Lebenserhaltung ein inneres Gleichgewicht zu sichern. Dieses kann durchaus ein dynamisches Gleichgewicht sein, wie Studien zu circadianen Rhythmen nahelegen, dass also biologische Zustände einer tagesperiodischen Schwankung unterliegen (Pöppel, 1968, 1997).

Es hat sich nun gezeigt, dass bereits Einzeller für ihre homöostatische Regulation zielgerichtetes Verhalten einsetzen. Diese Tatsache allein, auf ein Ziel hin zu steuern, um in eine Situation zu kommen, in der die Bedingungen für den Organismus günstiger sind, hat erhebliche Implikationen für das Verständnis seiner hierfür erforderlichen Operationen.

Wenn Situationen aufgesucht werden, die für den Organismus günstiger sind, dann muß es eine Instanz geben, die dieses „günstiger“ vermittelt. Wie diese Instanz im Organismus repräsentiert ist, dies ist eine völlige offene Frage.

Bei der Beschreibung der einzelnen Komponenten des zielgerichteten Verhaltens schon des Einzellers ist man notgedrungen auf die Verwendung der menschlichen Sprache angewiesen, ohne hoffentlich in die Falle des Anthropomorphisierens zu geraten. Wenn etwas „günstiger“ ist, dann muß es im Organismus einen Prozeß geben, der etwas mit „Vergleichen“ zu tun hat;

der Philosoph Rudolf Carnap, auf den wir uns zu Beginn bei den Kriterien von Modellen bezogen haben, war der Meinung, dass der „Vergleich“ die Grundoperation des menschlichen Geistes überhaupt sei. Man sieht aber bereits aus der obigen Überlegung, dass Vergleichen selbst bei einfachsten Lebewesen vorkommen muß.

Bevor der Organismus aber in die Lage kommt, etwas miteinander zu vergleichen, muss dieses „Etwas“ erst bestimmt werden.

Wir werden zu der Schlußfolgerung gezwungen, dass bereits der Einzeller ohne eine neuronale Struktur Ereignisse definieren kann, also „Etwas als Etwas“ identifizieren kann, denn nur auf dieser Grundlage ist es ihm möglich, eine zielgerichtete Bewegung zu programmieren.

Am Beginn des Lebens steht also die Fähigkeit von Organismen, eine bestimmte Situation zu identifizieren, und diese als Kategorie für weitere Arbeitsschritte zu speichern. Der erforderliche Vergleich kann nun nicht gleichzeitig erfolgen, sondern beim Vergleich müssen zwei kategoriale Zustände aufeinander bezogen werden, die zeitlich voneinander getrennt repräsentiert sind.

Damit muss der Organismus ein „Arbeitsgedächtnis“ haben, um zwei äquivalente Zustände in einem kurzen zeitlichen Abstand hinsichtlich eines möglichen Unterschiedes bewerten zu können. Wenn es jedoch auf den Unterschied ankommt, dann muss bereits das Konzept der „Schwelle“ in einem solchen Organismus implementiert sein, dass also erst ab einer bestimmten Differenz von einem Unterschied gesprochen werden kann, der bei einem Vergleich festgestellt wird.

Wenn wir von der Bestimmung kategorialer Zustände sprechen, dann können wir auch von „Wahrnehmung“ sprechen; einzellige Organismen identifizieren mit Hilfe bestimmter molekularer Verbindungen in ihrer Membran beispielsweise chemische Gradienten, oder die Intensität oder spektrale Komponenten des Lichts.

Die sensorische Kompetenz ist die Bedingung für die Bestimmung kategorialer Zustände und die Voraussetzung eines möglichen Vergleichs, auf dessen Grundlage dann eine Wahl getroffen werden kann, also die Zuordnung eines kategorialen Zustandes zu einer bestimmten Menge. Eine Wahl ist wiederum die Voraussetzung einer Entscheidung, nämlich sich in einer bestimmten Richtung zu bewegen, um in eine Situation zu kommen, in der die Lebensverhältnisse günstiger sind.

Die vorausgehenden Funktionen sind unter dieser Perspektive also Dienstleistungsfunktionen einer zielgerichteten Bewegung. Eine solche Bewegung aber überhaupt zu programmieren setzt des Weiteren voraus, dass eine erfolgreiche Handlung antizipiert wird.

Schon einfachste Organismen sind also mit „Antizipation“ ausgestattet. Alle diese Operationen setzen außerdem voraus, dass es eine Instanz der Bewertung gibt. Wenn das Ziel erreicht ist, dann muss der Organismus „wissen“, dass das Ziel erreicht wurde;

wenn kategoriale Zustände miteinander verglichen werden, um auf der Basis des Vergleichs eine Wahl zu treffen, dann findet dies immer im Rahmen einer Bewertung statt. Mit einfachsten Worten kann man sagen, dass der Organismus sich laufend selbst überwacht, indem er die Frage prüft: „Was ist gut für mich, was ist schlecht für mich?“

Diese Operationen müssen wir also bereits bei einem Einzeller annehmen, der sich auf ein Ziel hin bewegen kann. Es ist nun bemerkenswert, dass es dieselben Operationen sind, die Organismen mit Gehirnen kennzeichnen (Pöppel, 2006).

Wenn man die grundlegenden kognitiven Prozesse des Menschen beschreiben will, dann kommt man zu einer entsprechenden Hierarchie mentaler Operationen, wobei wiederum die vorausgesetzte Perspektive ist, dass es auch uns letzten Endes um die erfolgreiche Regulation eines homöostatischen Gleichgewichts geht.

Eine Grundoperation unser Gehirns ist die Bestimmung von kategorialen Zuständen, also mit Hilfe der Wahrnehmung „Etwas als Etwas“ in seiner Identität aus dem Fluß der sensorischen Information zu extrahieren.

Diese elementaren Bausteine werden miteinander in Beziehung gesetzt, um einen Vergleich zu ermöglichen. Für den Einzeller wie für den Menschen gilt, dass jeweils Relationen hergestellt werden; das „In-Beziehung-setzen“ ist ein weiteres Grundprinzip des Lebendigen.

Wenn auf der Grundlage eines Vergleichs eine Wahl möglich geworden ist, dann kann eine Entscheidung fallen, die Grundlage einer Handlung ist. Wird die Handlung erfolgreich beendet, wird dies dem Organismus zurück gemeldet, und ein neuer Handlungs-Zyklus kann beginnen, alles immer im Dienste der Sicherstellung eines inneren Gleichgewichts.

Es ist bemerkenswert, und vielleicht ist dies wieder ein „Wunder der Natur“, dass die gleichen Prinzipien auf allen Stufen des Lebens gelten, und damit auch Prinzipien des Er-Lebens sind.

Es gilt sich dennoch zu fragen, worin der prinzipielle Unterschied zwischen einem Einzeller und einem Menschen besteht, sieht man einmal von den quantitativen Unterschieden ab? Was kommt bei uns hinzu, das uns qualitativ anders macht?

Ein entscheidender Faktor ist das explizite Wissen über diesen Unterschied. Im Gegensatz zu vielen Lebewesen, wohl nicht zu allen, haben Menschen eine mögliche Außenperspektive zu sich selbst entwickelt (Gehlen, 1962).

Wir sind in der Lage zu wissen, was wir tun, wobei wir davon ausgehen, dass die meisten Lebewesen nicht über eine solche Außenperspektive verfügen.

Die Forschung zu der sogenannten „Theory of Mind“ zeigt, dass sich diese Außenperspektive in der Ontogenese erst entwickeln muss und möglicherweise im Alter wieder nachläßt.

Mit dieser hinzu kommenden Außenperspektive, die uns vermutlich heraushebt, wenn wir uns mit anderen Lebewesen vergleichen, haben wir nun aber plötzlich ein weiteres Problem für die Klassifikation von Funktionen und eine mögliche Taxonomie:

Wir verfügen nämlich über zwei Bewusstseinszustände, einmal jenen, der gekennzeichnet ist durch rationale Reflexion ermöglicht durch die neu gewonnenene Außenperspektive, und zum anderen jenen, den man als „empathischen Bezug“ kennzeichnen kann, der unmittelbar die Innenperspektive des Erlebenden repräsentiert.

Wenn man sich bei der Modellierung nur auf einen Bewusstseinszustand konzentriert, und üblicherweise gerät in den verschiedenen Modellen nur die rationale Reflexion und das explizite Wissen in den Blick, dann haben wir einen wesentlichen Teil des Psychischen übersehen, gerade jenen, der in der Evolution an den Beginn des Lebens zurück reicht.

8. Das neuropsychologische oder Komplementaritäts-Modell

Bei der Suche nach einer Taxonomie, bei der Bestimmung eines möglichst guten Modells, das den Carnap’schen Forderungen nahekommt, muss die erste Aufgabe sein, eine umfassende Übersicht der psychischen Funktionen zu gewinnen.

Alle genannten Modelle zeigen in ihrer jeweils spezifischen Perspektive immer nur eine Auswahl psychischer Phänomene. Der gewählte Rahmen läßt notwendigerweise manche psychischen Phänomene unberücksichtigt.

Gibt es einen Zugang, der robust ist gegenüber der gewählten Perspektive, wenn es um die Aufstellung eine umfassenden psychischen Repertoires geht? Dies scheint in der Tat mit dem neuropsychologische Modell der Fall zu sein.

Wie bereits bei der Erörterung des monistischen Modells im Rahmen der philosophischen Modelle erwähnt wurde, liefern Ausfälle des Gehirns gleichsam den Existenzbeweis von Funktionen.

Wenn definierte Ausfälle, die lokaler oder prozessualer Natur sein können, mit interindividueller Konstanz zu jeweils entsprechenden Funktionseinbußen führen, so läßt sich daraus schließen, daß die Integrität eines neuronalen Areals oder eines neuronalen Prozesses normalerweise für die Verfügbarkeit der Funktion notwendig ist.

Die Funktion definiert sich selbst durch ihren Verlust. Der nächste Schritt ist dann nur noch, nach dem „darwinischen“ Verfahren die vorkommenden Ausfälle zu sammeln und zu ordnen, um das Repertoire des Psychischen umfassend zu bestimmen.

Wenn man sich dieser Übung unterzieht, dann kommt man zu folgendem Ergebnis: Inhalte des Psychischen, was also bewusst werden kann, lassen sich im wesentlichen vier Klassen zuordnen, nämlich den Wahrnehmungen, den Erinnerungen, den Gefühlen und den Absichten (Pöppel, 1988, 1989).

Hierbei ist eine Beobachtung hervorzuheben, dass für umschriebene Areale des Gehirns das Prinzip der Lokalisation von Funktionen gilt, aber nur in dem Sinne, dass deren Integrität notwendig aber nicht hinreichend für die Verfügbarkeit der Funktion auf der Ebene des bewußten Erlebens ist.

Diese Funktionen repräsentieren aber nur einen Bereich; es kommt ein weiterer Bereich hinzu, ohne den Inhalte des Psychischen nicht möglich wären, und dies sind die logistischen Funktionen.

Bei den logistischen Funktionen lassen sich wiederum Unterklassen unterscheiden, nämlich solche, die die Bedingung der Möglichkeit psychischer Inhalte sicherstellen, und solche, die Operationen mit den psychischen Inhalten ermöglichen.

Welches sind diese Funktionen, die nicht selbst Inhalte des Psychischen sind, sondern erschlossen werden müssen, die aber notwendig dafür sind, dass wir überhaupt etwas im Bewusstsein haben, und daß wir die Inhalte des Bewusstseins dann auch operativ einsetzen können?

Die erste Unterklasse ist gekennzeichnet durch die logistischen Funktionen der Aktivation, der Aufmerksamkeitssteuerung und der zeitlichen Organisation neuronaler Prozesse, die Grundlage allen psychischen Geschehens sind.

Psychisches ist nur verfügbar, wenn eine hinreichende Aktivation der verantwortlichen neuronalen Prozesse gegeben ist; ohne „Stromversorgung“ können Inhalte nicht bereit gestellt werden.

Die tagesperiodische Modulation der Aktivation, dass wir also nachts schlafen, belegt ihre Bedeutung, wobei hierbei im wesentlichen Hirnstammfunktionen angesprochen werden. Eine weitere logistische Funktion ist die Aufmerksamkeit, die dafür sorgt, dass Inhalte ausgewählt werden können, um in das Zentrum des Bewusstseins zu kommen (Bao und Pöppel, 2007).

Ein Selektionsprozeß sorgt dafür, von im Augenblick Unwichtigem abzusehen. Und schließlich müssen die neuronalen Prozesse zeitlich koordiniert werden, damit Bewußtseinsinhalte möglich werden. Hier sei besonders auf zwei zeitliche Prozesse hingewiesen, nämlich einen hochfrequenten Prozeß mit einer Periode von etwa 30 bis 40 Millisekunden, der für eine Komplexitätsreduktion in neuronalen Strukturen sorgt und

die Bestimmung elementarer Prozeßeinheiten erlaubt ( Madler und Pöppel, 1987; Pöppel, 1970), und einen Integrationsprozeß von etwa 2 bis 3 Sekunden, der als ein „zeitliches Fenster“ genutzt wird, um Bewußtseinsinhalte sichtbar zu machen.

Diese „zeitliche Bühne“ wird vom Gehirn präsemantisch bestimmt, und Erlebnisinhalte werden durch einen Selektionsprozeß ausgewählt und in einer subjektive Gegenwart von jeweils nur wenigen Sekunden repräsentiert (Pöppel, 1997, 2009; Pöppel et al., 1990; Schleidt et al., 1987).

Damit Psychisches überhaupt verfügbar sein kann, muß also die Integrität von zwei Bereichen sicher gestellt sein: Es müssen Inhalte bereit gestellt werden, und es müssen die logistischen Voraussetzungen erfüllt sein (von Steinbüchel und Pöppel, 1993).

Inhalte können nicht ohne eine funktiionierende Logistik verfügbar gemacht werden; aber ohne Inhalte ist die Logistik gleichsam „blind“. Man mag hier an einen Satz von Immanuel Kant aus der „Kritik der reinen Vernunft“ (1781/1787) denken: „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

Durch diesen Sachverhalt ist das neuropsychologische Modell durch Komplementarität gekennzeichnet, denn Inhalt (das „Was“) und Logistik (das „Wie“) müssen sich ergänzen; das Eine geht nicht ohne das Andere.

Doch Komplementarität als generatives Prinzip des Psychischen bezieht sich noch auf einen weiteren, wesentlichen Sachverhalt: Es müssen jeweils „bottom-up“ und „top-down“ Prozesse miteinander verbunden werden; wiederum geht das Eine nicht ohne das Andere. Bei der Analyse beispielsweise der visuellen

Wahrnehmung wird einerseits die sensorische Reizung benötigt (bottom-up), aber es kommen Selektionsmechanismen hinzu (top-down), indem durch die Steuerung der Aufmerksamkeit nicht Beliebiges sondern nur Wichtiges aus dem sensorischen Feld extrahiert wird (Pöppel, 2006).

Neben diesen logistischen Funktionen, die die Bedingung der Möglichkeit von psychischen Inhalten garantieren, gibt es nun noch die zweite Unterklasse, nämlich die der operativen Funktionen.

Hierbei können wir uns auf jene Funktionen beziehen, die im „evolutionären Modell“ beschrieben wurden, dass also das Gehirn mit neuronalen Prozessen oder gar Algorithmen ausgestattet ist, die mentale Operationen ermöglichen wie die Bestimmung von Ereignissen, die einen Vergleich zwischen Ereignissen erlauben, indem eine Relation zwischen verschiedenen Repräsentationen aufgebaut wird, die dann zu einer Wahl und einer Entscheidung führen, und die schließlich eine Handlung initiieren lassen.

In dem Komplementaritäts-Modell sind alle jene Operationen, die man unter dem Begriff „Denken“ zusammen faßt, operative Funktionen im Dienste der inhaltlichen Funktionen, oder um es konkreter zu sagen, um letzten Endes Absichten durch Handlungen umsetzen zu können.
9. Schlußfolgerung: Im Zoo von Modellen

Der Beginn des Denkens bestimmt den Weg des Denkens (Kuhn, 1962). Eine gewählte Perspektive, geschehe dies bewusst oder auf impliziter Ebene, entscheidet darüber, welches Modell bei der Analyse des Psychischen gewählt wird.

Wie sich zeigt, kommt man dann zu sehr verschiedenen Modellen, die aber dennoch in den meisten Fällen nicht voneinander unabhängig sind, sondern man beobachtet eine Überschneidung der Perspektiven.

Die Analyse macht deutlich, dass die von Rudolf Carnap formulierten Kriterien von guten Modellen nicht zu erfüllen sind. Die schwierigste Herausforderung ist die nach der „Ähnlichkeit“, da es überhaupt keine übersichtliche Landkarte psychischer Phänomene gibt, sodaß die Ähnlichkeit nicht überprüft werden kann.

Allerdings kann diese Forderung dann erfüllt werden, wenn man sich auf eine beschränkte Auswahl psychischer Phänomene bezieht, die sich von vornherein für eine explizite Modellierung anbieten, wie es beim psychophysischen Modell der Fall ist.

Man kann aber auch versucht sein, in diesem Fall ein zirkuläres Argument zu vermuten, dass nämlich aus Gründen möglicher Modellierung eine Reduktion im Bereich des Phänomenalen vorgenommen wird.

Die Forderung nach der „Einfachheit“ von Modellen ist wohl in allen Fällen gegeben, wobei man allerdings zugestehen muss, dass in wohl allen Fällen die Modelle zu einfach sind.

Aufgrund der gewählten Perspektive werden jeweils Bereich des Phänomenalen ausgeschlossen, was zu einer natürlichen Beschränkung der Betrachtung führt. Typische Beispiele für zu einfache Modelle sind das linguistische oder das psychoanalytische Modell; in dem einen Fall wird eine isomorphe Abbildung des Psychischen in Sprache vermutet;

im anderen Fall wird das Psychische auf nur drei Schichten reduziert. Eine weitere Forderung war die nach der Exaktheit, und hier versagen nahezu alle Modelle in der Psychologie mit Ausnahme des psychophysischen Modells, das in mathematischer Sprache eine Beziehung zwischen physikalischen und psychischen Intensitäten beschreibt.

Aber vielleicht ist es auch zuviel verlangt, in der Psychologie Modelle einzusetzen, die den genannten Forderungen entsprechen. Vielleicht kommt es nur auf die vierte Forderung an, dass nämlich Modelle fruchtbar sein sollen. Wenn ein Modell zum Denken anregt, wenn sich experimentelle Voraussagen formulieren lassen, wenn die Kreativität gefördert wird, dann hat ein Modell bereits seine Aufgabe erfüllt.

Eine besondere Bedeutung räumen die Autoren dem neuropsychologischen oder Komplementaritäts-Modell ein, auch wenn hier die kritischen Forderungen nach Einfachheit, Exaktheit oder Ähnlichkeit nur bedingt erfüllt sein können.

In diesem Modell lassen sich zahlreiche Aspekte der anderen Modelle wieder finden, sodass ihm eine integrative Bedeutung zukommt. Diese Modell basiert auf dem philosophischen Modell des pragmatischen Monismus oder empirischen Realismus.

Es entspricht dem ethologischen und auch dem evolutionären Modell, als dass angenommen wird, dass im Laufe der Evolution spezifische Selektionen zur Ausprägung des psychischen Repertoires geführt haben, die neuronal implementiert sind.

Argumentiert wird hier so, dass nur das, was sich selektiv auf der Grundlage von Mutationen herausgebildet hat, auch verloren gehen. Der besondere Reiz dieses Modells besteht aber darin, dass das Konzept der „Komplementarität als generatives Prinzip“ eingeführt werden muss.

Psychische Prozesse lassen sich nur analysieren, wenn man sich bei deren Betrachtung von einer monokausalen Denkweise löst, also alles aus nur einem Prinzip erklären zu wollen, und wenn man eine notwendige Wechselbeziehung, insbesondere zwischen den Inhalts- und den logistischen Funktionen, bei der Erzeugung dessen berücksichtigt, was man das Psychische nennt, und was zu Beginn dieser Betrachtungen als die Suche nach dem „Bestimmten“ bezeichnet wurde.


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