Darwin’s geheime Protokolle von der Insel „Syntopia“

Erschienen in: 3sat, Uns fehlen die Worte. dtv 2009, S. 84 - 95


Ernst Pöppel

Es ist erstaunlich, wie lange eines der wichtigsten Protokolle geheim gehalten wurde, das Charles Darwin auf seiner Reise mit der „Beagle“ angefertigt hat.

Nun endlich, 200 Jahre nach seinem Geburtstag und 150 Jahre nach der Veröffentlichung seines Werks „Die Entstehung der Arten“ ist uns ein Einblick in dieses Protokoll möglich.

Es ist verständlich, dass seine Familie kein großes Interesse hatte, dass intime Dinge dieses gut aussehenden Mannes, eines „Hübschlings“ (Christina Scholz), öffentlich wurden, der aber kein „Schwatzling“ (Eckart Herold) war, denn was er sagte, war stets wohl überlegt.

Und er war auch kein „Kopfschwätzer“ (Dieter Müller-Veeh), der die zwischenmenschlichen Gefühle zerredete. Er beobachtete genau die Gefühle anderer, was dann Grundlage eines weiteren Buches von epochaler Bedeutung wurde, nämlich das Werk „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei Menschen und Tieren“.

Diese persönlichen Dinge wären natürlich kein hinreichender Grund gewesen, gewisse Protokolle seiner Reise geheim zu halten.

Entscheidend war, dass auf dieser Reise eine Insel entdeckt wurde, die Insel „Syntopia“ (Ernst Pöppel), die so reich an Schätzen war, die vor allem die „Sehnsorge“ (Andrea Dobrowolski) der englischen Regierung erfüllte, keine finanziellen Probleme mehr zu haben, dass von der Regierung alles versucht wurde, (und dies mit Erfolg,) niemanden etwas von dieser Schatzinsel wissen zu lassen.

So wurden alle Teilnehmer der Expedition zum Schweigen verpflichtet, und damit auch Darwin, was aber zur Folge hatte, dass gewisse Überlegungen von Darwin in Archiven verschwanden, die erst jetzt erschlossen werden können. „Syntopia“ wurde diese Insel genannt, weil hier an einem Ort (topos) Schätze von Gold und Edelsteinen zusammen kamen (syn-), die die Zukunft vielleicht für immer sicherten.

Darwin selbst erfüllte natürlich „Zeitweh“ (Cornelia Chudzinski), niemals und mit niemandem über „Syntopia“ sprechen zu können. Als Forscher hatte er den Wunsch, seine Entdeckungen und Überlegungen mitzuteilen, auch wenn er manchmal gedrängt werden musste, seine Erkenntnisse zu Papier zu bringen wie bei seinem Werk „Die Entstehung der Arten“.

Er hatte auf „Syntopia“ über Prinzipien des Lebens nachgedacht und in dies in bisher unbekannten Protokollen festgehalten, doch war die Insel zu wertvoll für sein Land, um sie anderen bekannt zu machen.

Die Protokolle von Darwin enthielten, und das war vielleicht sein Fehler, nicht nur wissenschaftliche Überlegungen, sondern vor allem auch Hinweise auf die Fundorte von Schätzen, mit denen Reichtum ins Land kommen konnte und auch kam. „Syntopia“ war ein Teil des englischen Weltreiches, von dem niemand wusste, und bis heute niemand etwas weiß.

Darwin ist somit nicht nur der Begründer der modernen Biologie, sondern auch verantwortlich für die wirtschaftliche Kraft seines Landes geworden, zumindest in der Vergangenheit. Leider lag die Insel „Syntopia“ in einem geologisch unruhigen Bereich und wurde durch einen Vulkanausbruch völlig vernichtet; damit gingen wirtschaftliche Ressourcen verloren, sodass die Bedeutung des englischen Weltreiches auch deshalb gelitten hat.

Endlich ist es nun in der Zeit des „Globantentums“ (Sigrun Werner) mögliich, dass der „Blickmüll“ (Klaus Baldinger) vor unseren Augen beseitigt wird, und wir unmittelbaren Einblick in die Protokolle von Darwin, dieses „Vormeinlers“ (Ernst Pöppel) gewinnen können, der alles andere als ein „Nachmeinler“ (Liliane Dabernitz) war.

Während die frühere wirtschaftliche Bedeutung von „Syntopia“ an anderer Stelle erörtert wird, (jemand arbeitet augenblicklich an einer Doktorarbeit in Oxford zu diesem Thema), sei hier auf einige seiner Überlegungen eingegangen, die man seinen Protokollen entnehmen kann.

Darwin fragte sich, wie wir uns auch heute immer noch fragen, was eigentlich die entscheidenden Merkmale der Lebensprozesse sind. Entscheidend für ihn war hierbei die These, die später von Theodosius Dobzhansky formuliert wurde: „Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Lichte der Evolution“.  Hinzu kommt: Ohne Kommunikation keine Evolution, und dies im doppelten Sinn;

Lebewesen kommunizieren mit anderen Lebewesen, und sie kommunizieren mit der unbelebten Natur, damit die evolutionären Prozesse sich überhaupt entfalten können. Viele der Ideen von Darwin waren damals Spekulation, und manche sind es heute noch. Doch es ist das Geschäft von Forschern, sich Gedanken zu machen, und ihrer Phantasie manchmal freien Lauf zu lassen.

Es ist bemerkenswert, und dies geht auch aus den geheimen Protokollen hervor, dass sich Darwin in seiner Freizeit mit der asiatischen Dichtkunst beschäftigte.Es waren einerseits chinesische Gedichte, insbesondere von Li Bai aus dem 8.

Jahrhundert, mit seinen 4-zeiligen Gedichten mit jeweils 5 oder 7 Silben, oder mit dem japanischen Haiku, insbesondere von Basho aus dem 17. Jahrhundert, in dem in nur 3 Zeilen jeweils 5, 7 und wieder 5 Silben verwendet werden.

Ihn faszinierten diese Gedichtformen auch deshalb, weil jeweils klare Formen vorgegeben sind, in denen der dichterische Gedanke zum Ausdruck gebracht werden muss.

Gibt es wohl auch in der Natur solche klaren Formen und Ordnungsstrukturen, in denen sich Lebensprinzipien entfalten? Angeregt durch diese Überlegungen entwickelte Darwin in spielerischer Weise eine eigene Gedichtform, um mit dieser neuen Form in knappster Weise einen Gedanken zu formulieren, - doch hierüber am Ende mehr.

Hier nun einige Gedanken, die sich Darwin gemacht hat, oder die sich aus seinem Denken ergeben: Leben bedeutet nicht automatisch, dass es auch Tod gibt. Als das Leben auf der Erde erfunden wurde, gab es noch kein Sterben; die ersten Lebewesen waren unsterblich.

Der Tod des Lebendigen kam erst viel später. Der Tod musste erfunden werden, und er kam in die Welt durch Sexualität. Sterben kann immer nur der einzelne, das Individuum, und ein Individuum bestimmt sich aus seinem Werden. Erst sexuelle Fortpflanzung schafft Individuen, die sterben können und auch sterben müssen. Somit gehören Lust und Tod zusammen.

Warum waren die ersten Lebewesen unsterblich? Sie pflanzten sich durch Zellteilung fort, und Zellteilung führt zu identischen Kopien in den nächsten Generationen. Zellteilung war für Milliarden von Jahren die wichtigste Weise der Fortpflanzung;

es gab somit auf dieser Erde für einige Milliarden Jahre Leben, aber keine Individuen. Mit der Sexualität als neuer Treiber des evolutionären Geschehens wurde Kommunikation zwischen Lebewesen notwendig. Man muss von anderen der gleichen Art ein Wissen haben, und man muss mit diesen in eine kommunikative Beziehung treten können.

 

Somit ist Kommunikation ein Lebensprinzip überhaupt, wobei sich Kommunikation offenbar erst beim Menschen von der nur impliziten Ebene gelöst hat, und im Rahmen der expliziten Sprache neue Möglichkeiten des Missverstehens geschaffen hat. Jedes gesagte Wort in besonderen Lebenssituationen – der Liebe oder des Hasses - ist ein Wort zuviel.

Was sind weitere Merkmale des Lebendigen? Beim Übergang von unbelebter Materie zum Leben wurden vor etwa 4 Milliarden Jahren molekulare Strukturen entdeckt, die Zustände und Ereignisse der Welt festhalten konnten.

Durch die Speicherung von Informationen aus der Umwelt wurde erreicht, etwas von früher für später aufzubewahren. Die neuen molekularen Verbindungen am Beginn des Lebens ermöglichten, Zeit einzufrieren, denn aufgrund der Speicherung von Information machten sie sich unabhängig vom Zerfall, der die Welt des Unbelebten kennzeichnet.

Das Einfrieren von Ereignissen in den Molekülen der DNA und deren Festhalten für die Zukunft wurde möglich durch die Entwicklung einer Zellmembran, die die chemischen Verbindungen nach außen abgrenzt und zugleich als Vermittler zwischen Zelle und Umwelt wirkt; ohne eine solche Zellmembran könnte die Zeit in der DNA (den Erinnerungsmolekülen) nicht eingefroren werden.

Leben überwindet damit auch den gleichförmigen physikalischen Fluss der Zeit; es wird ein gegenwärtiger Zustand festgehalten, weil ein zukünftiger Bezug des Organismus auf diesen gegenwärtigen Zustand nützlich sein könnte, um auf dieser Grundlage etwa Kommunikation zu erlauben.

Mögliche Zustände, in die der Organismus geraten könnte, werden durch dieses Einfrieren der Zeit antizipiert.

Leben erfindet Zukunft. Und Leben erfindet Gegenwart; die molekularen Verbindungen, die etwas von früher für später aufbewahren, repräsentieren sich wiederholende Zeitfenster von Gegenwart; in ihnen selbst ist die Zeit stillgestanden, und sie ist deshalb stillgestanden, damit dieser gegenwärtige Innenzustand für die Kommunikation mit der Umwelt (und auch mit anderen) in Verbindung gebracht werden kann.

So geraten wir durch die Erfindung (oder Entdeckung) des Lebens in eine Paradoxie: Gleichzeitig fließt die Zeit in der unbelebten Natur von der Vergangenheit in die Zukunft mit einer ausdehnungslosen Gegenwart als Schnitt zwischen Vergangenem und Zukünftigem, und gleichzeitig hat sich die Natur innerhalb von lebenden Zellen einen Zustand immerwährender Gegenwart geschaffen. Doch liegt hier wirklich eine Paradoxie vor?

Wohl nicht; es handelt sich um eine notwendige Komplementarität, die als generatives Prinzip überall in der Natur zu beobachten ist. Durch zu einfaches Nachdenken, durch die Wahl nur eines Rahmens der Betrachtung, geraten wir in eine Paradoxie, dass nämlich der Fluss der Zeit, wie ihn die klassische Physik beschreibt, und Zeitfenster der Gegenwart nicht gleichzeitig bestehen können;

denkt man in Komplementaritäten, ist die vermeintliche Paradoxie eine Notwendigkeit; Anpassung des Lebens an die nicht-lebende Natur heißt, Vergangenes als Gegenwärtiges zu bewahren, um im Zukünftigen bestehen zu können.

Betrachtet man die Entwicklungsgeschichte des Lebens, so fällt auf, dass es zahlreiche Erfindungen gegeben hat, die die Lebensprozesse auf immer höhere Organisationsstufen heben. Eine solche Erfindung war die Mehrzelligkeit, dass sich also einzellige Lebewesen zu mehrzelligen Verbänden zusammenschlossen.

Allein dieser Schritt hatte eine weitere Erfindung zur Folge. Wenn sich mehrzellige Organismen bewegen, dann muss es zwischen den verschiedenen Zellen des Organismus ein Kommunikationssystem geben, damit alle Zellen zusammenarbeiten können, um den Organismus als Ganzes von einem Ort zu einem anderen zu bewegen.

Dies war die Geburtsstunde der Gehirne; es wurden Nervenzellen erfunden, die Informationen von außen aufnehmen, solche, die Bewegungen koordinieren, und solche, die zwischen dem „input“ und dem „output“ vermitteln, indem Informationen ausgewertet und bewertet werden, und damit Handlungsoptionen für den Organismus erschlossen werden.

Damit ist bereits das gesamte Repertoire von Funktionen benannt, das auch den Menschen kennzeichnet: In verschiedenen Modulen des Gehirns sind die Grundoperationen verankert, nämlich unsere Wahrnehmungen, unsere Gefühle, unsere Erinnerungen und unsere Absichten.

Man kann diese Grundoperationen schon bei den einzelligen Lebewesen feststellen; damit das innere Milieu eines Organismus angemessen reguliert werden kann, muss Information von außen berücksichtigt werden (Wahrnehmung);

diese gilt es im Hinblick auf den augenblicklichen Innenzustand zu bewerten (Gefühl), was nur möglich ist, wenn ein Bezug zu bereits gespeicherter Information gewährleistet ist (Gedächtnis);

verschiedene Innenzustände müssen aufeinander bezogen und verglichen werden, damit es zu einer Handlung kommen kann. Etwas in Beziehung setzen können heißt, dass zeitlich getrennte Ereignisse kategorial repräsentiert sein müssen, um dann eine Wahl zwischen ihnen zu ermöglichen und eine Entscheidung zu treffen.

Das Gehirn ist also ein kommunikatives Netz. Die Erfindung der mentalen Grundoperationen, gestaltet durch ein kommunikatives Netz, ist mit dem Beginn des Lebens verbunden, nur die Weise der Implementierung hat sich in den Jahrmilliarden geändert.

Die Erfindungen des Lebens sind somit ein ko-kreativer Prozess, in dem die jeweiligen Funktionsbereiche sich gegenseitig bedingen.

Insofern macht es wenig Sinn, die einzelnen Funktionsbereiche als unabhängig voneinander zu verstehen; sie gehören notwendigerweise zusammen, und nur die Sprache, unsere Sprache und „Wortsucht“, verführt dazu, Gefühle oder Wahrnehmungen oder Denken als unabhängig voneinander zu bestimmen.

Dies bedeutet hinsichtlich der Erfindungen des menschlichen Geistes, dass diese immer in das Gesamtsystem des psychischen Repertoires eingebettet sind. Ein kreativer Prozess kann aufgrund der Bauweise des menschlichen Gehirns gar nicht losgelöst sein von Wahrnehmungen, Erinnerungen, Gefühlen oder Absichten. Diese sind immer mitbeteiligt, auch wenn dies dem Einzelnen im kreativen Augenblick, in der Erfindung, nicht bewusst ist.

Unsere „Wortsucht“ verführt dazu, neue Wörter für bestimmte Situationen oder Sachverhalte zu finden und zu erfinden; in dem Augenblick, in dem das Wort da ist, ist auch schon das Missverständnis da, weil ein Wort festlegt und in eine Illusion des Bestimmten und Klaren führt. Dies gilt vor allem für das geschriebene Wort, weil in diesem das Gefühl nicht mitgehört wird, das in der Intonation des gesagten Wortes vermittelt wird.

Niemand möchte für den anderen völlig transparent sein, und so wurde auch das „Rätsel“ in der Evolution erfunden. Es entstand die Unvorhersehbarkeit des Verhaltens und auch des eigenen Erlebens.

Es ist ein Selektionsvorteil, wenn andere nicht genau voraussagen können, was der Einzelne jeweils tun wird. Dies hat aber zur Folge, dass man dies auch oft nicht über sich selber weiß. Unberechenbarkeit macht einen für andere unkalkulierbar; man ist sich damit aber auch selber ausgeliefert, da man die Gründe seines Handelns selten durchschaut; oft ist man sich selbst ein Rätsel.

Doch dieses Nicht-Wissen ist gerade der Antrieb für kreatives Handeln, sei es für den Wissenschaftler, sei es für den Künstler. Es wäre allerdings ein Irrtum zu meinen, dass man das Rätsel in sich meistern könne, indem Wörter erfunden werden, an die man sich klammern kann, die das Unbestimmte und Unbestimmbare auf die explizite Ebene der Kommunikation heben. Besser ist es, oft wortlos zu bleiben, doch unsere „Wortsucht“ verführt immer wieder dazu, sprachliche Ankerpunkte zu bestimmen.

Eine Erfindung des Lebens, für uns von besonderer Bedeutung, ist das Prägungslernen, oder das „Prinzip der Offenheit“. Wir leben eigentlich zwei verschiedene Leben, eines bis zur Pubertät, eines danach.

Wir treten bei Geburt in die Welt hinein mit angeborenen Programmen von Möglichkeiten. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen sind zwar genetisch vorgegeben, doch damit aus diesen neuronalen Möglichkeiten Wirklichkeiten werden, müssen die genetischen Programme im Rahmen des Prägungslernens bestätigt werden. Was nicht bestätigt wird, das wird abgeschaltet oder verkümmert.

Die Matrix der Persönlichkeit, die Weise der emotionalen Erfahrung, wie wir lernen, das gesamte Repertoire des Psychischen, die kreativen Möglichkeiten, werden in den frühen Phasen der Biographie bestimmt. Es macht dann auch keinen Sinn zu fragen, was am menschlichen Erleben angeboren oder was erworben ist; es ist dann notwendigerweise beides.

Die kulturellen Randbedingungen bestimmen den Rahmen des anstrengungslosen Lernens in dieser ersten Phase des Lebens. Auf der Grundlage des „Prinzips Offenheit“ wird Kultur zur Struktur des Gehirns. Diese Weise des frühen Lernens heißt nicht, dass wir später, in der zweiten Phase des Lebens, nicht mehr lernen können, doch können wir dies umso besser, je breiter die geprägte Plattform aus der ersten Phase ist.

Und unsere kreativen Möglichkeiten sind umso größer, je umfangreicher die Landschaft ist, in der neue Verbindungen gefunden oder erfunden werden können. Wie wir miteinander sprechen, wie wir zuhören (können), das bestimmt sich in den ersten Jahren unseres Lebens.

Man ist immer wieder erstaunt darüber, wie schnell evolutionäre Prozesse ablaufen, und manche zweifeln an der Evolution, weil ihnen diese Prozesse zu schnell vorkommen. Die Schnelligkeit evolutionärer Prozesse mag leichter verständlich werden, wenn man den „Baldwin-Effekt“ berücksichtigt. Ausgangspunkt der Überlegung ist, dass Lebewesen Verhaltensweisen wie Neugier, aktive Untersuchung der Umgebung oder die Suche nach neuen Umwelten entwickelt haben, also in einem kommunikativen Austausch stehen.

Dies ermöglicht ihnen, neue ökologische Nischen zu erkunden und zu besetzen. Damit ein Lebewesen sich aktiv in seiner Umwelt bewegen und bessere Umgebungen für sich finden kann, die für die Befriedigung der elementaren Bedürfnisse besonders gut geeignet sind, ist es notwendig, dass dieses Lebewesen bestimmte mentale Operationen einsetzen kann, (wobei diese nicht explizit, sondern implizit ablaufen können, und dies üblicherweise auch tun).

Die bestehenden Lebensumstände, in denen sich das Lebewesen befindet, müssen erkannt und bewertet werden können; diese müssen mit anderen Umständen verglichen werden können, die bei der Exploration identifiziert wurden; dies setzt Gedächtnisleitungen und zeitliche Integration voraus;

der Vergleich als grundlegende Leistung des Gehirns erfordert die gleichzeitige Verfügbarkeit von mindestens zwei registrierten Zuständen, die hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Organismus bewertet wurden. Auf der Grundlage des Vergleichs kann das Lebewesen entscheiden, den günstigeren Ort zu wählen.

Dieser Effekt zeigt, dass mentale und kommunikative Kompetenz ein kritischer Faktor für die Selektion ist, denn je höher die mentale Kompetenz eines Lebewesens ist, je besser es kommunizieren kann, umso erfolgreicher wird es bei der Suche nach einer günstigeren Umgebung sein. Das explorative Verhalten, die Neugier, wird wichtig; Intelligenz und mit anderen kommunizieren können wird evolutionär belohnt. Evolution wird also durch Kommunikation beschleunigt.

Von seinem Schiff aus auf die Insel „Syntopia“ schauend fragte sich Darwin: Wenn sich dauernd neue Lebensformen entfalten, warum ist dann die Welt nicht viel voller? Die Erde müsste doch längst übervölkert sein. Wenn die Welt nicht übervölkert ist, dann muss es neben der Entfaltung des Lebens auch einen natürlichen Prozess der Auslöschung geben.

Auslöschung des Lebens gehört auch zum Programm der Evolution. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Arten liegt bei etwa zwei Millionen Jahren, auch wenn manche Arten sehr viel länger, andere aber auch sehr viel kürzer leben.

Auf den Menschen bezogen heißt dies, dass es unter dem Gesichtspunkt der Evolution nichts Besonderes wäre, wenn die Menschheit als Ganzes aufhören würde zu existieren. Menschen sind ja bereits längere Zeit auf der Erde, und wenn es zum Ende der Menschheit käme, wäre dies von außen betrachtet durchaus im Rahmen biologischer Gesetze.

Eine besondere Gefährdung der Menschheit ist durch die Möglichkeit der sprachlichen Kommunikation bedingt. Indem man meint, man könne die Welt verstehen und beherrschen, indem man alles, was einem begegnet mit Worten belegt, und dann in dieser Wortwelt kommuniziert, und dann glaubt, die Lösung aller Probleme in der Hand zu haben, ist ein grundlegendes Missverständnis über die menschliche Natur.

An solchen Überlegungen Darwin’s über Szenarien des Untergangs der Menschheit hatte aber die Gesellschaft wirklich kein Interesse, was auch ein Grund war, die Protokolle geheim zu halten. Doch nun, mit der sehr viel größeren Offenheit wissenschaftlichen Überlegungen gegenüber, können sie endlich mitgeteilt werden.

Und es können nun auch die Versuche von Darwin öffentlich gemacht werden, in denen er mit einer neuen sprachlichen Form Gedanken darzustellen versuchte.

Dies war auch ein Versuch, der trockenen wissenschaftlichen Sprache zu entgehen, in der Sicherheit des Wissens vorgetäuscht wird. In einer vorgegeben Form der Sprache, wie er sie in den chinesischen und japanischen Gedichten kennen gelernt hatte, ist ein anderer Rahmen gesetzt, in dem ein Gedanke zum Ausdruck gebracht wird, ein Gedanke gebändigt wird, in dem aber gleichzeitig mitgewusst wird, dass etwas Rätselhaftes und Unaussprechliches bleibt.

Die äußere Form des Gedichtes ähnelt einer Sanduhr (oder einem Doppeltrichter), und das Gedicht hat eine einfache mathematische Struktur. Die erste Zeile besteht aus 9 Silben, die zweite aus 4 Silben, die dritte nur aus 1 Silbe, die vierte wiederum aus 4 Silben, und die fünfte entsprechend aus 9 Silben.

Jede Zeile entspricht in der Silbenzahl den Zahlen 1, 2 und 3, wobei jede Zahl zum Quadrat erhoben ist: 1 hoch 2 bleibt 1; 2 hoch 2 wird 4; 3 hoch 2 wird 9. Zählt man nun alle Silben der 5 Zeilen zusammen, dann erhält man die Zahl 27, und dies entspricht der Zahl 3 hoch 3.

Damit ist diese sprachliche Gestalt mathematisch eng verbunden mit der Zahl 3, da die erste und fünfte Zeile, also die begrenzenden Zeilen jeweils 3 hoch 2 repräsentieren, und die Gesamtzahl der Silben 3 hoch 3 ist.

Es gibt viele Hinweise darauf, dass 3 geradezu eine „magische“ Zahl ist, weil man immer auf die 3 gestoßen wird, in der Natur, in unserem Denken, in der Kommunikation:

Es sind 3 Keimblätter, aus denen sich das Leben entwickelt; es sind 3 Quarks, die die Bausteine der Atome bestimmen; es waren 3 Grundfragen, die Immanuel Kant gestellt hat, nämlich „was kann ich wissen?, was darf ich hoffen?, was soll ich tun?“, wir unterteilen die Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; wir unterscheiden im Staat 3 Gewalten, nämlich Legislative, Exekutive, Judikative; wir unterscheiden 3 Grundfarben, nämlich rot, grün und blau;

Gott erscheint uns in 3facher Weise, nämlich als Vater, Sohn und Heiliger Geist; Sigmund Freud unterschied zwischen Ich, Es und Über-Ich. Und in einem zahlentheoretischen Sinne, (und hier berühren wir die Grundlagen der Mathematik), kann man sogar sagen, dass 3 die „erste Zahl als Zahl“ ist.

Erst dadurch, dass wir die Möglichkeit haben, 3 zu sagen, können wir wirklich zählen. Die 1 und die 2 werden überhaupt erst zu Zahlen, weil es die 3 gibt.

Die Form des Darwin’schen Sanduhrgedichtes hat also einen mathematischen Bezug, und drückt damit die Sehnsucht nach verlässlichen Formen in der Biologie aus. Da es die Form der Sanduhr hat, besteht des weiteren ein Bezug zur Zeit, zur Zeit des Menschen und zur Zeit überhaupt.

Ein Beispiel mag diesen Bericht aus den geheimen Protokollen von Darwin beschließen, ein Beispiel, das zu seinen biologischen Überlegungen und zur wissenschaftlichen Tätigkeit überhaupt einen Bezug hat, (wobei man die dichterische Qualität nicht überbewerten sollte):

Was ist der Rahmen wahren Forschens  (9)
        Wissen wollen                                                         (4)
            Nein                                                                                        (1)
        Fragen finden                                                          (4)
Die jeden Augenblick erfüllen                   (9)